Die Tradition der Bergschule Eisleben wird bewahrt.
Die wirtschaftliche Entwicklung im 18. Jahrhundert brachte einen ungeheuren Aufschwung im Bergbau als Schrittmacher der einheimischen Industrie. So kam es seit 1719 zu sporadischen Anfängen einer Ausbildung von bergmännischen Leitungskräften und im Jahre 1798 zur Gründung der ersten selbstständigen Bergschule Deutschlands in der Lutherstadt Eisleben. Die von der Bergbauindustrie getragene Bildungseinrichtung bildete bis 1945 insgesamt 3.650 Leitungskräfte für alle Bergbauzweige in Deutschland und im Ausland aus und besaß ein hohes internationales Ansehen. Ihre Absolventen pflegten die Tradition ihrer Ausbildungsstätte in Vereinigungen, die 1866, 1907 und 1921 gegründet wurd en. Nach dem 2. Weltkrieg kam es 1947 zu einer Wiedergründung der Schule, die sich mit ca. 10.000 Absolventen einen großen Anteil am Aufbau der DDR-Industrie erwarb. Die nun den Namen "Berg- und Hütteningenieurschule" tragende Einrichtung wurde 1970 im Zuge der wirtschaftlichen Entwicklung zu einer Ingenieurschule für Elektrotechnik und Maschinenbau umprofiliert und war mit ihren Absolventen von 1970-1990 an der Entwicklung des Mikroelektronik-Programms der DDR maßgeblich beteiligt. Im Zuge der deutschen Einheit wurde nach dem Willen der Politik im mehrfach erweiterten Schulgebäude eine berufsbildende Schule etabliert. Da in der DDR keine Traditionsvereinigungen erwünscht waren, konnte erst 1990 der heutige Traditionsverein gegründet werden, der die in DDR-Zeiten fast illegal stattgefundenen Wiedersehenstreffen ehemaliger Absolventen nun in einem amtgerichtlich eingetragenen Verein fortführte. Mit der Einbeziehung der losen Vereinigung ehemaliger Bergschüler in der alten Bundesrepublik entstand so mit fast 500 Mitgliedern ein gesamtdeutscher Verein.
In seiner über 20jährigen Arbeit haben der Traditionsverein Bergschule Eisleben e. V. (TVB) und seine Mitglieder mit vielen Aktivitäten zur bergmännischen Traditionspflege in Deutschland beigetragen und die Erinnerung an die ehrwürdige Bildungseinrichtung wach gehalten. Dazu zählt vor allem die Einrichtung eines Museums im Schulgebäude und die Teilnahme an Bergparaden und Barbarafeiern in Deutschland, Frankreich, Österreich und Polen. So besteht eine partnerschaftliche Verbindung zur Fakultät für Bergbau und Geologie der Schlesischen Technischen Universität Gliwice und zum Traditionsverein der Berg- und Hüttenschule Clausthal ( www.fwt-clz.de ), die beide Schulen seit 1921 verband und erst 1961 mit dem Bau der Mauer unterbrochen und nach 1990 erneuert wurde.
Ein Höhepunkt im Vereinsleben waren die Feierlichkeiten zum 200. Jubiläum der Bergschulgründung 1998: Festakt im Eisleber Theater mit Rednern aus der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik, der erste ökumenische Berggottesdienst in der Andreaskirche, eine Bergparade mit 800 Bergleuten aus 30 Knappenvereinen unter Führung des Schneeberger Bergmusikkorps, das den ersten großen bergmännischen Zapfenstreich in Eisleben zelebrierte.
Bereits 1994 hatte der TVB die Edition einer Gedenkmedaille zum Stadtjubiläum vorgenommen. Nun folgte 1998 eine patinierte Bronze-Medaille zum Schuljubiläum (Auflage 1.000 Stück). Nachdem der TVB 1993 eine Reprintausgabe des Buches "Geschichte der Bergschule Eisleben 1798-1928" von Bergschullehrer Dr. Hans Raeck, gedruckt 1928 zum 25. Jahrestag des Schulgebäudes Geiststraße, veranlasst hatte, wurde nach jahrelanger Vorbereitung durch ein Autorenkollektiv aus Vereinsmitgliedern und ehemaligen Lehrern als Fortsetzung eine Chronik "Geschichte der Bergschule/ Ingenieurschule Eisleben von 1928-1990" übergeben, deren Auflage von 3.000 Stück längst vergriffen ist. Ein weiterer Höhepunkt im Vereinsleben war die Feier zum 20jährigen Jubiläum der Wiedergründung des TVB im November 2010 in der denkmalgeschützten Aula der Schule, wozu eine Festschrift mit großformatigen Bildern der ca. 100 Buntglasscheiben der Aula herausgegeben wurde. Nach der durch Professor Slotta veranlassten Übernahme in die Ausstellung "Bergmännisches Glas" des Deutschen Bergbau-Museums Bochum 2003 gilt diese Buntglasscheibensammlung als einmalig für eine technische Lehranstalt in Deutschland.
Zur Tradition des Vereins gehört auch die Würdigung der in den beiden Weltkriegen gefallenen Lehrer und Schüler der Bergschule am jährlichen Volkstrauertag mit einer Kranzniederlegung am Ehrenmal im Bergschulgelände. Dieses unter dem Vorgängerverein 1922 errichtete Ehrenmal war 1945 unbekannt beseitigt worden, als die sowjetische Militäradministration bei der Übernahme des Bergschulgebäudes den Granitstein an seinem Standort vergraben ließ. Das Denkmal wurde bei Bauarbeiten in der DDR-Zeit entdeckt, aber aus politischen Gründen im Internatsgelände wieder vergraben. Nach der deutschen Wende konnte es durch den TVB restauriert wieder im Schulgelände feierlich errichtet werden, wo nunmehr die Gedenkveranstaltung stattfindet.
Das Erlebnis der Festveranstaltung von 1998 veranlasste den inzwischen verstorbenen Förderer des TVB Kurt Lorbeer aus dem Mansfelder Land zur Stiftung eines Glockenspiels an der Alten Bergschule am Knappenbrunnen, seit 2000 ein wichtiger Bestandteil der bergmännischen Traditionspflege in Eisleben.
Ein wesentlicher Bestandteil der Vereinsarbeit ist auch die monatliche Durchführung von Stammtischen mit fachwissenschaftlichen und kulturellen Themen, von Exkursionen in Bergbaureviere und die Zusammenarbeit mit anderen Traditionsvereinen der Länder Sachsen-Anhalt und Thüringen. Seit 1991 werden in Weiterführung der Tradition der Vorgängervereine jährlich mehrtägige Großveranstaltungen mit mehreren hundert Teilnehmern am Himmelfahrtstermin durchgeführt, im Wechsel zwischen alten und neuen Bundesländern. Höhepunkt dieser Veranstaltungen ist die Auszeichnung von verdienstvollen Mitgliedern und Förderern des Vereins aus Politik und Wirtschaft als Ehrenknappe, durchgeführt mit einem bergmännischen Zeremoniell wie dem Arschledersprung. Ebenfalls seit 1991 gibt der Verein 2 mal jährlich eine Vereinsmitteilung an alle Mitglieder und Interessierte heraus.